World Of Amiga 97
Pressekonferenz

von
Gregor Franz

Nach einigen Besitzern bzw. Möchtegern-Besitzern des Amiga ist nun Gateway 2000 als die neue Mutterfirma am Zug. Wurde ein neues Kapitel in der Amiga-Story von Pleiten, Pech und Pannen aufgeschlagen?

Diese Frage sollte die erste offizielle Pressekonferenz des neuen Besitzers auf der Londoner Amiga-Messe am 16.Mai klären.

Wie nicht anders zu erwarten, wurde sie nur unzureichend beantwortet. Ob das daran lag, daß Gateway 2000 sich noch nicht wirklich im Klaren ist, was sie mit dem Amiga anfangen sollen oder konkrete Entscheidungen noch nicht gefallen sind, bleibt im Dunkeln.

Die Rede wurde vom neuen/alten Geschäftsführer von AMIGA, Petro Tyschtschenko gehalten, dessen Überwasserhalten der Dreimannfirma i.K (im Konkurs) durchaus anerkennenswert ist.

Nach den Standard-`Belobigungen` der Amiga-Gemeinde werden die Schwierigkeiten der ESCOM-Konkurszeit erwähnt und der neue Besitzer Gateway 2000 als potentes und solides Unternehmen dargestellt.

Nun zu den Fakten: Aus rechtlichen Gründen wurde AMIGA International Inc. als in den USA ansässiges Unternehmen neugegründet. Es wird als Tochterfirma von Gateway 2000 operieren und zwar von dem neuen Büro in Langen aus, in der Nähe des Frankfurter Flughafens gelegen. Drei Angestellte für Verkauf, Marketing und Verwaltung sind für dort vorgesehen.

Seit Anfang April kümmern sich in Braunschweig vier Angestelte um Logistik, Lager- und Bestellwesen, Support, Internet und technischen Service. Ein weiterer Mitarbeiter soll als Leiter der Produktentwicklungsabteilung eingestellt werden.

Alles in allem also nicht gerade überwältigend, zumindest im Moment.

Die Ziele gehen zwar in die richtige Richtung, sind aber zu unkonkret. Die Aussagen sind nach der langfristigen Ankündigung der Pressekonferenz eher enttäuschend undetailliert. Allgemeine Erklärungen im Stil von "Alles wird besser" haben wir sicherlich schon tausendmal gehört, ohne Taten folgen zu sehen.

Bleibt zu hoffen, daß das nicht auf diesen neuerlichen Anlauf zutreffen möge. Nachfolgend Zitate des Wesentlichen:

PT> Worauf werden wir uns konzentrieren?
PT>
PT> 1. Die bestehenden AMIGA-Anwender unterstützen.
PT> 2. Stärkung der AMIGA Technologie durch umfassende Lizenzverteilung
PT> 3. Unterstützung bei Entwicklungen neuer Produkte, die auf den
PT>    basierenden Standards des Homecomputer- und des Video-/Grafik-
PT>    Marktes beruhen."

Das Vielversprechendste sind die Andeutungen zur neuen Lizenzpolitik, die nachfolgend etwas genauer ausgeführt wurden:

PT>· Zusammenarbeit mit Entwicklern mittels Konzepten wie etwa der
PT>  "Open AMIGA Initiative", welche mit Hilfe vieler prominenter
PT>  Namen der AMIGA Gemeinde gegründet wurde.
PT>
PT>  Die Basis des Erfolgs in diesem Projekt ist es, mit Partnern
PT>  zusammenzuarbeiten und einen gemeinsamen Weg der Entwicklung
PT>  festzulegen. Der AMIGA-Markt kann sich keine Teilung leisten,
PT>  wir müssen zusammen in eine Richtung gehen.

Tatsächlich das, was die Amiga-Anhänger im Moment am meisten beschäftigt.

Alleine kann eine neuen Firma, die AMIGA ja wieder einmal ist, auch wenn sie Eigner der Rechte ist, den Entwicklungsvorsprung von Drittfirmen nicht mehr aufholen, selbst wenn sie, was ich nicht glaube, große Ressourcen für diesen Bereich aufwenden würde.

Selbst die Drittfirmen kommen möglicherweise zu spät für die große Wende, inbesondere wenn sich der verkleinerte bestehende Markt zwischen ihnen noch weiter aufsplittet. Vernünftige (!) Lenkung in eine gemeinsame Richtung könnte viel bewirken.

PT> Um den Markt am Leben zu halten, ist es für uns notwendig, vielen
PT> Firmen durch Lizenzvergabe Produktentwicklungen zu ermöglichen.
PT> Unsere Lizensierungspolitik wird sehr offen und umfassend sein und
PT> sich auf die Lizensierung des Standard-Betriebssystems, die Chipsets
PT> und die Warenzeichen konzentrieren.
PT>
PT> Außerdem wird die Lizensierung es ermöglichen, den AMIGA in viele
PT> verschiedene Anwendungsgebiete, wie z.B. medizinische Lösungen,
PT> Simulations-Anwendungen, Fitnessgeräte, Bewässerungssysteme, Kiosk-
PT> Terminals usw. vorzudringen.
PT>
PT> Natürlich sind wir auch auf der Suche nach neuen Partnern.
PT>
PT> Durch Lizensierung und gezielte Entwicklungsarbeit, geführt von
PT> AMIGA International, planen wir, den Markt bei der Entwicklung neuer
PT> Produkte zu unterstützen. Zur Zeit erkunden wir viele der neuen
PT> möglichen Produkte, die an uns herangebracht wurden, wie etwa ein
PT> Betriebssystem-Upgrade und neue Hardware-Plattformen. Wir möchten
PT> das Verfahren dabei so einfach wie möglich halten.
PT>
PT> Wir müssen mit Technologie-Unternehmen des AMIGA Marktes im regen
PT> Know-How-Austausch bleiben.
PT>
PT> Es ist außerdem wichtig, daß wir an einer offenen AMIGA Plattform
PT> arbeiten, die Industrie-Standard-Komponenten verwendet, um günstiger
PT> produzieren, schneller entwickeln und einfacher aufrüsten zu können.

Viel ist dem nicht mehr hinzuzufügen. Denn genau dies ist schon seit einiger Zeit der Wunschtraum jedes Realisten im Amiga-Lager.

Offene unbürokratische Lizensierung, sowie sanfte und vernünftige Lenkung der Entwicklung in geregelten Bahnen. Voraussetzung ist die Professionellität der Entscheider, die an einem Tisch sitzen müssen.

Bleibt zu hoffen das tatsächlich folgendes passiert:

PT> All diese Dinge müssen schnell, aber auf eine gut geführte Art und
PT> Weise geschehen.

Wir werden zwangsläufig alle Zeugen der weiteren Entwicklung werden, so wie wir die, als nicht anders, als dramatisch zu beschreibenden Geschehnisse der letzten Jahre um den Amiga verfolgten.

Spannend ist es allemal, aber wird es auch ein Happy-End geben?


Übrigens wurde an einem Stand eine Version des von Ocean nie herausgebrachten Flugsimulators TFX auf einem Amiga vorgeführt. Wer weiß, welche Spiele noch in irgendwelchen Kammern vergraben sind, weil die Vertriebsfirmen sich keinen Profit versprachen.


Micronik und phase5 präsentierten den A1500-150 PPC und 200 PPC. Dabei handelt es sich um Microniks Infinitiv-Tower mit A1200-Motherboard und Zorro-III-Tochterplatine zusammen mit phase5 Blizzard PPC-Turbokarten, die mit 150 bzw. 200 MHz getaktet sind.

Knackpunkt dabei: Lieferbarkeit und Preis. Wenn beides akzeptabel ist, so ist dies sicher ein richtiger Schritt.

Siehe auch den ausführlichen "WOA 97-Bericht" unseres Reporters.


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